Herrschaftsmythen und Geschichtspraktiken am japanischen Hof (10.-12. Jh.)

Das Projekt untersucht die Ausdifferenzierung der höfischen Geschichtspraxis und den damit einhergehenden Handlungsoptionen der Hofelite vor dem Hintergrund der Machtverlagerung von der Herrschersippe zum Clan der Fujiwara ab Mitte des 10. Jahrhunderts. Dieser Prozess spiegelt sich im Abbruch einer kontinuierlichen offiziellen Geschichtsschreibung, die ihre Geltung zugunsten einer reduktiven Bezugnahme auf Einzelereignisse und Präzedenzfälle für politische Entscheidungen verloren hatte. Gut ein Jahrhundert darauf entstand im Umfeld der von Hofdamen dominierten japanischen Schriftlichkeit ein neuer Typ der privaten und stärker fiktionalisierenden Geschichtserzählungen. Parallel zu den pragmatischen Geschichtsbezügen der Hofbeamten und den neuen narrativen Vergangenheitssynthesen fanden rituelle Inszenierungen der Vergangenheit statt, sodass sich drei Bereiche im höfischen Geschichtsdiskurs unterscheiden lassen. Eine Analyse der sozialen, materiellen, semantischen und temporalen Ressourcen soll dazu beitragen, die internen Dynamiken der Herrscherelite sichtbar zu machen. Eine wichtige Quelle für diese Fragestellung sind neben den Geschichtserzählungen und der Anekdotenliteratur die höfischen Tagebücher. 

Projektleitung

Avatar Schley

Jun.-Prof. Dr. Daniel F. Schley

Japanologie und Koreanistik

Nassestr. 2

53113 Bonn

Japan

Untersuchungsregion

10.-12. Jh.

Untersuchungszeitraum

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